Wie läuft eine Sitzung im Bundestag ab und wie wird dort abgestimmt? Wie werden Gesetze in der Europäischen Union gemacht? Welche Ziele verfolgen das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung? 

Auf all diese Fragen bekamen an die 90 Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Steigerwald-Landschulheim Wiesentheid (LSH) Antworten direkt vor Ort, im Rahmen einer 3-tägigen Studienfahrt nach Berlin Anfang Februar 2019. Beim Besuch einer Plenarsitzung im Bundestag konnten die Schüler nicht nur einen Einblick in den Ablauf dieser Sitzungen bekommen, sondern auch sehen, wie dort geheime Abstimmungen ablaufen. Beim anschließenden Gespräch mit MdB Dr. Anja Weisgerber hatten sie die Möglichkeit noch etwas mehr über die Arbeit von Politikern zu erfahren und Fragen zu stellen. Gekrönt wurde der Tag mit einem tollen Ausblick über das erleuchtete Berlin von der Reichstagskuppel aus.

Am nächsten Tag konnte eine Gruppe von Schülern im Europäischen Haus an einem 45-minütigen Rollenspiel zur Funktionsweise des Europäischen Parlaments teilnehmen. Nach einem kurzen Film über die Gesetzgebung in der EU, schlüpften die Schüler in diesem360°-Kino in die Rollen von europäischen Abgeordneten und diskutierten, ob es sinnvoll ist, 30 Cent Aufpreis für Einwegkaffeebecher durchzusetzen, abgerundet wurde das Rollenspiel noch durch ein Quiz. Die andere Gruppe besuchte die Gedenkstätte Berliner Mauer. Unter dem Titel „Die Bernauer Straße nach dem Mauerbau“ konnten die Schüler einen Einblick in die Bandbreite der Folgen des Mauerbaus erhalten. Anhand der Bernauer Straße wird exemplarisch gezeigt, wie sowohl Stadtraum und Lebenswege zerstört und Familien und Freunde getrennt wurden, aber auch wie Menschen versucht haben die Mauer zu überwinden. Abgerundet wurde die Veranstaltungsreihe am Nachmittag durch den Besuch zweier Ministerien: Eine Gruppe besuchte das Bundesministerium der Finanzen und die zweite das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. An beiden Orten bekamen die jungen Erwachsenen einen interessanten Einblick in die Aufgaben und Funktionsweisen eines Ministeriums.

Vor der Heimreise stand noch ein Besuch der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auf dem Programm. Dieser Ort war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst ein sowjetisches Speziallager und dann das zentrale sowjetische Untersuchungsgefängnis, in dem viele Häftlinge ums Leben kamen. Von 1951 bis 1989 war es die zentrale Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), also der Stasi. Auch heute noch führen ehemalige Häftlinge (Schüler-)Gruppen über das Gelände und berichten von ihren schrecklichen Erfahrungen. Auch ein Teil der Schülergruppen des LSH wurde von ehemaligen Häftlingen über die perfide Vorgehensweise der Stasi, z.B. bei der Inhaftierung oder bei Verhören informiert. Von diesen Erfahrungsberichten und Informationen nachhaltig beeindruckt machten sich die Schüler und Lehrkräfte auf den Heimweg.

Vor dem bald anstehenden Abitur war diese abschließende Studienfahrt sowohl ein tolles Gemeinschaftserlebnis mit vielen unvergesslichen Eindrücken aus dem politischen Leben und der Geschichte der Hauptstadt, als auch eine Möglichkeit Politik hautnah zu erleben.

Text und Bilder: Eva Burkard

Bild 1: Schüler des LSH vor dem Reichstagsgebäude

Bild 2: Schüler und Lehrer des LSH zusammen mit MdB Dr. Anja Weisgerber

Bild 3: LSH-Schülergruppe bei einer Abstimmung im Rahmen des Rollenspiels zum Europäischen Parlament