Feierliche Ausstellungseröffnung im historischen Pfarrhaus

Oberstufenschülerinnen und -schüler des Gymnasiums Wiesentheid hatten lange in ihrem W- und P-Seminar auf diesen Tag hingearbeitet: Die Eröffnungsfeier am 13. April, die von Rebecca Möhringer (Flöte) und Musiklehrer OStR Michael Kütt (Flügel) mit Stücken aus Barock und Romantik musikalisch wunderbar umrahmt wurde, gab den Startschuss zu einer dreiwöchigen Bildstock-Ausstellung im historischen Pfarrhaus Wiesentheid. Sie ermöglicht anschaulich und qualitativ anspruchsvoll Einblicke in abgeschlossene und laufende Forschungsarbeiten der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten.

Der Bürgermeister von Wiesentheid, Dr. Werner Knaier, hob in seiner herzlichen Begrüßung die seit Jahren enge Zusammenarbeit zwischen der Marktgemeinde und dem Gymnasium hervor. Es erfülle ihn mit Freude, dass gerade junge Menschen sich des alten Kulturgutes der Bildstöcke annähmen, deren Erhaltung auch ihm selbst eine Herzensangelegenheit sei. Den beteiligten Schülerinnen und Schülern sprach er seine Hochachtung aus.

In Vertretung des erkrankten Schulleiters OStD Hilmar Kirch nahm StD Achim Höfle in seiner kurzen Rede die Zuhörer mit auf den Weg der Entstehungsgeschichte dieser Ausstellung. Er betonte, dass am Gymnasium Steigerwald-Landschulheim neben den Naturwissenschaften, Sprachen und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern auch Historisch-Kulturelles stark gefördert werde und bei den Schülern großen Anklang fände.

Landrätin Tamara Bischof, auf deren Anwesenheit die Veranstalter besonders stolz waren, hob hervor, dass der Landkreis gerade in den letzten Jahren einen großen finanziellen Aufwand für die Restauration der „religiösen Kleindenkmäler“ betrieben habe und dass der Etat auf jährlich 125.000 € aufgestockt worden sei. Doch was wären allein finanzielle Zuschüsse ohne das Interesse und das Verständnis der Menschen für alte Denkmäler in Dorf und Flur?

OStR Hubert Behr hatte schon zuvor bei der Vorstellung des Projekts eine Lanze für junge Menschen gebrochen, denen fälschlicherweise oft vorschnell das Interesse an kulturellen Zeugnissen der Vorfahren abgesprochen werde. Das belege die Tatsache, dass die vom Fach „Katholische Religionslehre“ im Rahmen der P- und W-Seminare angebotenen Bildstock-Projekte jenseits des üblichen Standardlehrplans von den Schülerinnen und Schülern frei wählbar gewesen seien. Pures Interesse habe den Ausschlag für diese Seminar-Wahl gegeben, und so habe sich eine breite Themenpalette herauskristallisiert: Steinkreuze und Kreuzsteine, Unglücksbildstöcke, kunstgeschichtliche Betrachtungen, Bildstockmeister, unterschiedliche Bildstock-Typen, wie die Pyramiden- oder die monolithischen Echter-Bildstöcke; auch die Ergänzung bestehender Inventarisierungen und die genaue Beschäftigung mit einzelnen berühmten oder ganz unbekannten Bildstöcken sei Teil des Projekts.

So ließ auch Landrätin Tamara Bischof keinen Zweifel daran aufkommen, dass ihre Teilnahme an der Eröffnungsfeier den Schülerinnen und Schülern gelte und dass sie deren Engagement mit großer Begeisterung registriert habe: eine überaus wertvolle Arbeit, denn gerade im Landkreis Kitzingen, der quasi überfließt an Bildstöcken, brauche es junge Menschen, die sich ihrer mit Herz und Verstand annähmen und den Blick schulten für die kulturellen Schätze, die uns unsere Vorfahren als Erbe hinterlassen hätten. Vielleicht erwüchsen ja auch aus den Reihen der Projekt-Teilnehmer künstlerisch fähige und heimatverbundene Steinmetze, Bildhauer oder gar neue Kandidaten für die Funktion des Kreisheimatpflegers, wie die Landrätin mit einem zwinkernden Auge noch zu bedenken gab.

Kreisheimatpfleger Dr. Hans Bauer, der „fränkische Bildstockpapst“, referierte mit bewegenden Worten über den unschätzbaren ideellen Wert der Bildstöcke und über die unterschiedlichen Stiftungsursachen der steinernen Dokumente fränkischer Volksfrömmigkeit: sie seien Ausdruck von persönlichen Nöten, von Bitte und Dank, von Gelübden oder dem Wunsch, nicht vergessen zu werden, immer aber vom geradezu grenzenlosen Vertrauen in Gottes Beistand. Noch nie in der viele Jahrhunderte langen Geschichte der Bildstöcke seien diese so gefährdet gewesen wie heute, die Verwitterung schreite aufgrund aggressiver Umwelteinflüsse rasend schnell voran, betonte Dr. Bauer. Deshalb gab er den Schülerinnen und Schülern des Wiesentheider Gymnasiums mit auf den Weg, jetzt als „Spezialisten“ den Blick noch genauer auf den Erhaltungszustand von Bildstöcken zu richten und mit ihrer Bildstockbegeisterung die Umgebung anzustecken, mit ihrem Wissen nicht hinter dem Berg zu halten, sondern gerade für die Bildstöcke, die im Mittelpunkt der Seminare stünden, weiterhin Verantwortung zu tragen.

OStR Pohl hatte schon in der Eingangsrede darauf hingewiesen, dass die neue, durch seine P-Seminare erarbeitete Inventarisierung der Wiesentheider Bildstöcke für alle Interessenten auf der Homepage des Gymnasiums als kostenloser Download zur Verfügung stehe, aber auch in gebundener Form kostengünstig erworben werden könne.
Am Ende der Veranstaltung wurde schnell deutlich: die Bildstock-Ausstellung des Gymnasiums Wiesentheid wird Kreise ziehen und mit dem letzten offiziellen Öffnungstag nicht beendet sein. Die Schülerprojekte gehen auf Wanderschaft: ins Landratsamt Kitzingen, auf Wunsch des Schweinfurter Kreisheimatpflegers Guido Spahn ins Bildstockzentrum nach Egenhausen und im Rahmen des Kreisheimattages nach Eichfeld. Dies ist eine sichtbare Bestätigung und Anerkennung für die geleistete Arbeit der Schülerinnen und Schüler und ihrer Projektleiter.

Das Gymnasium Steigerwald-Landschulheim Wiesentheid bedankt sich bei den Steinmetzbetrieben Türke (Großlangheim), Tully (Gerolzhofen) und Müller (Kleinlangheim) für die große Unterstützung und die Bereitstellung der Exponate. Weiterhin gilt großer Dank der Marktgemeinde Wiesentheid, besonders Herrn Josef Laudenbach, für die gemeinsame Planung und Durchführung der Ausstellung und für die Bereitschaft, die Ausstellung bis zum 2. Mai 2019 verlängern zu können. Damit wird den Klassen der Wiesentheider, aber auch auswärtiger Schulen die Möglichkeit gegeben, die Bildstock-Thematik in anschaulicher Form Teil des Religions-, Geschichts-, Kunst- oder Heimat- und Sachkunde-Unterrichts werden zu lassen. Und schon im Voraus bedanken sich die Veranstalter bei allen Ausstellungsbesuchern für ihr Interesse.

Text: H. Behr / Fotos: E. Halbritter
(im Bild: Landrätin Tamara Bischof, Kreisheimatpfleger Dr. Hans Bauer, Bürgermeister Dr. Werner Knaier, stellvertretender Schulleiter Achim Höfle mit Ehrengästen und Lehrern/Schülern des Gymnasiums Steigerwald-Landschulheim Wiesentheid.)