Unser Klassenprojekt mit Frau Seiler und der 10a zum Thema Müll- und Verpackungsvermeidung während der ersten beiden Projekttage im Frühjahr dürften Vielen noch in Erinnerung sein. So lag es für uns nahe, auf diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe auch während der weiteren zwei Projekttage im Juli vertiefend hinzuweisen. Allerdings sollte nun der bereits entstandene Müll im Mittelpunkt stehen. Davon gibt es bekanntlich genug auf dieser Welt. Die derzeitige Kunstausstellung im Haus der Kunst in München „El ANATSUI. Triumphant Scale“ bot sich für uns als willkommene Einstimmung in die Projektarbeit an.

Am 9.7.2019 fuhren wir mit dem Zug von Kitzingen nach München, um die beeindruckenden Kunstobjekte des afrikanischen Künstlers El Anatsui kennenzulernen. Er gestaltet riesige Wandflächen aus Müll, den er ausschließlich in seiner afrikanischen Heimat Ghana vorfindet. Meist sind es Teile von Flaschenverschlüssen und Blech von Aluminiumdosen, die mittels Draht – eindrucksvoll in vielen schillernden Farbklängen – zu großen Wandreliefs zusammengefügt werden. Die Kunstwerke erinnern an riesige Faltenwürfe, Theatervorhänge, Gobelins oder erscheinen wie sich über eine ganze Wand ausbreitende Welle, bestehend aus tausenden, zusammengehefteten Teil- und Einzelstücken. Gegensätze wie Europa-Afrika, die Geschichte der Kolonialisierung, der Sklaverei oder die Ausbeutung der Erde sind Themen, die ihn beschäftigen.

Zuhause bildeten wir an den Projekttagen zwei Gruppen, die unser Thema mit unterschiedlichen Ansätzen umsetzten.

Eine große Assemblage, bestehend aus Müll, der vorwiegend auf dem Schulgelände gesammelt wurde, entstand als spontane Aktion im Forum. Diese temporäre Installation zum Schulfest beeindruckt schon durch die schiere Masse der in Form eines Müllbergs bzw. Müllgebirges applizierten Materialien. Der Schriftzug „Gipfelstürmer“, das Leitmotiv der Projekttage, grenzt in großen Buchstaben den oberen Teil des Bildes, eine Kette aus Berggipfeln ab. Diese erscheinen im Gegensatz zum unteren Teil noch sauber, unberührt, mit Schnee bedeckt, also als intakte Natur.

Ein zweites Werk wird als bleibende Wandgestaltung an der „kleinen Treppe“ im Untergeschoss des Schulgebäudes zum Nachdenken anregen. Bei diesem Tableau wurden hauptsächlich Milchtüten und Kronkorken nach sorgfältiger Entwurfsarbeit verarbeitet.

Die Arbeit, die ein Gebirge zeigt, wurde als Triptychon, bestehend aus drei Tafeln (jede ca. 100 x 190 cm groß) gestaltet. Rechts und links wurden silberne Flächen aus den Innenseiten von „Tetra Paks“ zusammengesetzt; die mittlere Tafel ist mit Kronkorken überzogen. Über die Collage scheinen sich zwei Figuren an Seilen über die Bergwelt aus den Müllmaterialien zu bewegen.

Bei beiden Gestaltungen haben wir bewusst Verpackungsmaterialien eingesetzt, auch um zu zeigen, dass man aus diesen Materialien, die ja auch aus wertvollen Rohstoffen bestehen, noch sinnvolle, kreative Gestaltungen herstellen kann, mit ihnen also behutsam und nachhaltig umgehen sollte.

In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag des großen deutschen Naturforschers Alexander von Humboldt zum 250. mal. Durch dessen Beobachtungen und Messungen in den Bergen Südamerikas und seiner anschließenden wissenschaftlichen Aufarbeitung seiner Erkenntnisse haben wir erstmals einen Einblick in die global zusammenhängende Natur als lebendiges Ganzes, vom Winzigsten bis zum Größten erhalten.

Es geht darum, den Müllberg überwinden zu wollen, ihn hinter sich zu lassen, ihn gar nicht zuzulassen bzw. entstehen zu lassen und ein Umdenken anzuregen. Angesichts einer immer stärker kommerzialisierten Bergwelt durch Ski- und Wander-Tourismus (wir erinnern uns an die kürzlich verbreiteten Bilder vom Massentourismus am Mount Everest) müssen wir uns fragen, ob es sinnvoll ist, zu dem noch sauberen, teilweise mit Schnee bedeckten Teil des Gebirges zu gelangen.

Claudia von Hayek